Dienstag, 25. Februar 2014

Lễ ăn hỏi - Verlobungszeremonie

Zuerst würde ich um Verzeihung bieten. Ich hätte diesen Blog schon lange schreiben soll, aber wegen dies und das, habe ich endlich heute Abend Zeit, euch ein bisschen über vietnamesische Bräuche zu erzählen.

In Vietnam, wenn die Liebe "reif" genug ist, würde man seine "Hälfte" vor Familie vorstellen. Ein bisschen anders als die Omiai in Japan, in Vietnam besuchen sich die beide Familie von der Frau und von dem Mann zum ersten mal "offiziell", ohne Vermittler. Bei dieser Gelegenheit fragt die Familie von dem Mann die Familie der Frau nach Erlaubnis, ob der Mann die Frau "kennenlernen" darf. Die beide haben sich natürlich schon kennengelernt, sind in sich natürlich schon verliebt. Aber vor Familie wird es neuer und ernsthafter gesehen da man ab jetzt auf eine Hochzeit hoffen kann. Dafür braucht man Anerkennung aus beiden Seiten. 

Nach Omiai ist Verlobung ein nächstes wichtiges Ereignis. Wenn das Liebespaar bereit ist, ganzes Leben mit einander zusammen zu verbringen, wird ein Termin für die Verlobung offiziell vereinbart. An dem Tag besucht die Familie des Bräutigam die Familie der Braut. Und natürlich mit Geschenk ;). Geschenke sind die runde lakierte Boxen mit verschiedenen Sachen wie Verlobungskuchen, Tee, Areca Nüsse + Betelblätter, Wein oder Bier usw.. Die Anzahl von den Sachen muss ungerade sein und die Boxen müssen mit rotem Tuch bedeckt werden. Die Geschenke werden von unverheirateten Jungen (aus Seite der Familie des Bräutigams) an unverheirateten Mädchen (aus Familie der Braut) überbracht.

Beide Familie sitzen zusammen und vereinbaren einen Termin für die Hochzeit. In folgendem Bild sieht man die Geschenke nach dem Auspacken.

Wie bereits geschrieben, einige Zeit nach der Verlobung wird die Hochzeit gefeiert. Lasst uns mal abwarten, bis das Thema Hochzeit irgendwann (hoffentlich bald) auf diesem Blog landet. :). Bis dahin sage ich mal: Macht's gut!

Samstag, 15. Februar 2014

Übrigens...

Ich habe Land und Leute (1) ergänzt. Wer Interesse an dem Thema "Essen" hat, kann dort gerne nochmal schauen.

Back in Black / Land und Leute (4)

Inzwischen sind wir wieder gesund in Deutschland angekommen und ich habe auch schon wieder zwei Arbeitstage hinter mir. Hanas Eltern vermissen uns etwas und sind traurig, dass sie ihren Kaffee jetzt wieder alleine trinken müssen. Und es war auch mit das erste, was ich an meinem ersten Arbeitstag gemacht habe: Erstmal einen vietnamesischen Kaffee trinken. Die Keramikkombination ist übrigens aus Vietnam mitgebracht und ein Geschenk von Hanas Papa.


Was aber ist das eigentlich, vietnamesischer Kaffee?
Das will ich in diesem Post etwas erklären.


Kaffee gehört zu den weltweit beliebtesten Getränken, in vielen Ländern (Deutschland zum Beispiel) ist es sogar die Nummer Eins. Natürlich ist Kaffee den Vietnamesen auch nicht fremd, im Gegenteil: Vietnam ist mit über einer Million Tonnen produzierten Kaffees der zweitgrößte Kaffeeanbauer und wird nur von Brasilien übertroffen. Und natürlich trinken die Vietnamesen auch selbst Kaffee. Dieser unterscheidet sich jedoch in Zusammensetzung, Röstung, Zubereitung und Geschmack deutlich von dem, was wir als Kaffee kennen. Aber, um es vorweg zu nehmen, er wirkt mindestens genauso.

Zusammensetzung: Im weltweiten Handel gibt es quasi nur zwei Kaffeearten, den Robusta und den Arabica. Robusta ist, wie der Name schon sagt, eine robuste Sorte, deren Anbau verhältnismäßig einfach ist. Der Koffeingehalt ist höher als beim Arabica, der Geschmack breiter aber ärmer an feinen Geschmachsnuancen. Arabica weist mehr feine Geschmäcker auf und wird meist als der höherwertige Kaffee behandelt (So heißt es in der Werbung oft "100% Arabica). Das muss nicht so sein, aber ich will nicht zu sehr in's Detail gehen. Beide Sorten werden üblicherweise gemischt, um einen gut-schmeckenden Gesamtkaffee zu erhalten.
In Vietnam wird nun weitgehend Robusta angebaut und entsprechend hoch ist der Robusta-Anteil in den Kaffees dort. Dies ist auch der erste Grund für den deutlichen Geschmacksunterschied zu dem uns bekannten deutschen Filterkaffee.

Röstung: "Unser" Kaffee wird industriell meist recht schnell und intensiv geröstet. Handwerklich gerösteter Kaffee vom etwas teureren Kleinröster erfährt eine schonendere Behandlung bei geringerer Temperatur und längerer Röstzeit. In beiden Fällen wird jedoch ausschließlich Kaffee verarbeitet (bzw. in der Industrie auch versetzt mit etwas Maltose). In Vietnam wird mehr "gekocht": Dem Kaffee wird oft Zucker, gelegentlich auch Fett (Butter) oder anderes beigemisch, um das gewünschte Röstergebnis zu erzielen. Die technisch meist etwas einfacheren Anlagen und ein anderes Geschmacksverständnis führen zu Röstungen, die uns Europäern meist nicht so munden. Oft wird der Kaffee von hiesigen Probanden mit Beschreibungen wie "total verbrannt" bedacht, und ich muss dem leider meist zustimmen. Allerdings können sich die meisten deutschen Kaffees auch nicht besonderer Qualität rühmen. Wie dem auch sei, wie hier, so gibt es auch dort Röster, die ihr Handwerk verstehen. Das Ergebnis ist dann eine starke Röstung, weit stärker als für Filterkaffee, die jedoch nicht verbrannt ist. Und natürlich führt eine andere Röstung zu einem anderen Geschmack.

Zubereitung: Der geröstete Kaffee wird auch hier zunächst gemahlen, möglichst kurz vor dem Aufbrühen. Es wird etwas gröber gemahlen als für Filterkaffee (und etwas feiner als für French Press). Das Mahlgut kommt dann in einen Filter, eine kleine Dose mit Löchern im Boden, und wird mit einem Stempel festgedrückt. Diese Dose wird dann auf einen Siebteller gestellt, der widerum auf der Kaffeetasse (oder -glas) steht. Nun wird ein- bis zweimal ein wenig heißes Wasser aufgegossen, um das Mahlgut quellen zu lassen. Anschließend wird die eigentliche Portionsmenge Wasser aufgegossen und der Filter abgedeckt. Das Wasser läuft nun langsam durch das Mahlgut und tropft unten als flüssiger Kaffee in die Tasse. Dieser Vorgang dauert optimalerweise etwa drei bis vier Minuten. Die Flüssigkeitsmenge entspricht in etwa der eines doppelten Espressos, die Kaffeepulvermenge ebenso.
Im Bild sieht man diese Vorrichtung. In der Tasse links kann man die Schicht gezuckerter Kondensmilch gut erkennen, die hier die weitere Zutat für einen "Milchkaffee/Kaffee mit Milch" ist. Die Tasse vorne rechts hingegen enthält nur schwarzen Kaffee.
In Vietnam gibt es Kaffee auf zwei Arten: heiß oder kalt. Heißer Kaffee wird wie beschrieben zubereitet, evtl. wird die Tasse selbst zudem noch erwärmt (durch ein Wasserbad oder, wie im Bild ganz oben, mittels eines Stövchens). Für einen kalten Kaffee oder Eiskaffee wird auf Letzteres verzichtet, stattdessen wird der gebrühte Kaffee auf Eiswürfel aufgegossen. Dadurch wird der Geschmack beeinflusst (der Kaffee ist dünner und die Geschmacksnerven durch die Kälte etwas gehemmt). Vor allem im immerwarmen und meist-heißen Süden ist die kalte Variante sehr beliebt.


Geschmack: Der vietnamesische Kaffee schmeckt extremer und intensiver als deutsche Filterkaffee und auch als Espresso. Die Säuren und Bitterstoffe kommen stärker zur Geltung, zudem hat der Kaffee, meiner Meinung nach, eine ganz eigene Süße (Hinweis: Ich trinke Kaffee immer schwarz und ungezuckert). In den meisten Fällen führt das dazu, dass man als Europäer den Mund verziehen möchte, ähnlich wie durch den adstringierenden Effekt sehr trockenen Rotweins. Bei guten Kaffees hält sich das jedoch in Grenzen. Darüber hinaus gibt es einige sehr gute Kaffees (die man, zugegeben, erst einmal finden muss), die sehr mild und ausgewogen sind. Diese schmecken immernoch charakteristisch vietnamesisch, sind dabei aber sehr gefällig und verträglich. Die angesprochene Zubereitung als Eiskaffee mildert den Geschmack nocheinmal etwas. Ich persönlich mag vietnamesischen Kaffee, wenn es denn qualitativ guter ist, sehr gerne und habe mir deshalb auch einiges mit nach Deutschland genommen. Neben Kaffeebohnen und Kaffeefiltern habe ich auch eine leicht verbesserte Zubereitungstechnik gelernt, die ich hier aber nicht weiter erläutern will. Stattdessen will ich das Café empfehlen, in dem ich selbige gelernt habe und in dem es ausgezeichneten, selbstangebauten und -gerösteten Kaffee (und Anderes) gibt: Das "Jar Café" in Hai Phong (Me Linh 12).

Montag, 10. Februar 2014

Goodby Vietnam

Das war's schon wieder. Heute war unser letzter Tag hier. Morgen Abend gehen die Flüge, also müssen wir uns nach dem Mittagessen auf den Weg nach Hanoi machen. Derzeit kämpfen wir noch damit, unsere Sachen so zu packen, dass wir mit unseren "Inklusivkilos" (2*40kg Reisegepäck + etwas Handgepäck) hinkommen. Neben den Kilos gehen uns auch langsam die Hände und Rücken aus, jeder trägt jetzt zwei große Koffer, einen Rucksack und eine Umhängetasche, ich außerdem ein 1,50m langes Rohr mit meinem Bild (was extra kosten wird). Das liegt neben unseren eigenen Sachen und Souvenirs daran, dass die Vietnamesen verwandte oder befreundete Reisende als Paketdienst einsetzen und Sachen für die jeweils andere Seite mitgeben.
Und so geht es dann morgen auf die Reise, und ich muss sagen, dass wir uns nicht gerade darauf freuen. Es wird anstrengend, lange und etwas unbequem. Aber schlimm wird's sicher auch nicht und wir freuen uns auf zu Hause. Und natürlich gehen wir hier auch nicht freudig weg. Hana lässt ihre Familie zurück, die inzwischen auch zu meiner Familie geworden ist (wenn auch noch nicht offiziell). Da ist die Gewissheit sehr tröstlich, dass wir uns bald wiedersehen.

Hier, im Blog, ist damit noch nicht Schluss. Wir haben noch einiges nachzuholen. Vielleicht haben wir während der Reise Zeit, ein paar Zeilen zu schreiben, gepostet wird aber erst, wenn wir wieder in Deutschland sind. Trotzdem schon jetzt vielen Dank an Alle, die uns bisher begleitet haben.
Bis bald in Deutschland,
Ha & An



P.S.: Die Blog-Uhr ist jetzt wieder auf Deutschland-Zeit gestellt.

Sonntag, 9. Februar 2014

Fazit Hai Phong

Ich habe über die Städte, in denen ich einige Tage verbracht habe, je ein Fazit geschrieben. Das Fazit für Hai Phong stand noch aus. Ich habe es bis jetzt aufgehoben, da wir noch immer hier, in Hanas Heimatstadt sind, und ich alles berücksichtigen wollte.

Hai Phong ist überraschend schön. Überraschend, weil ich nach Hanas Schilderungen anderes erwartet hatte. Mit 600.000 Einwohnern in der Stadt (und 1,9 Mio als Provinz) ist Hai Phong die drittgrößte Stadt Vietnams. Die Zahlen sind allerdings aus 2007 und dürften inzwischen deutlich höher sein. Ähnlich wie in Hanoi (und eigentlich in allen Städten, die ich hier besucht habe) ist die Größe der Stadt kaum spürbar und auch hier meine ich, dass es an den Häusern liegt. Man findet nur wenige Hochhäuser, der Großteil sind schmale, 4-5stöckige Gebäude mit einem Laden im Erdgeschoss. Das Angebot ist vielfältig, man kann beinahe alles bekommen was man sucht (es sei denn es geht um Halbschuhe mit einer Größe von mindestens 45). Ähnlich sieht es mit Handwerk und Berufen aus, beinahe alles ist vertreten. Einen besonderen Platz hat natürlich alles, was mit Schifffahrt und Seehandel zu tun hat, Hai Phong ist eine der wichtigsten Hafenstädte Vietnams.
Mir ist vor allem aufgefallen, dass man sich viel Mühe gemacht hat, das Stadtzentrum (ich meine die Gegend um die Oper) attraktiv zu gestalten. Ein langer parkähnlicher Bereich zieht sich durch das Gebiet und wirkt wie eine Insel inmitten der Stadt. Details wie die glattgeschliffenen Marmorsteine, auf denen man dort läuft, lassen erahnen, dass es nicht so schlecht um die Stadt steht, auch wenn sonst kaum Prunk erkennbar ist. Das ist aber nur mein Eindruck.
Touristen besuchen die Stadt selten und die Stadt ist auch nicht besonders auf Touristen ausgerichtet. Das ist schade, denn hier gibt es einiges zu sehen und die Atmosphäre hier gefällt mir besser als in den meisten anderen Städten. Auch hier gilt jedoch: Nur mit Englisch (besser: ohne vietnamesisch) kommt man hier nicht weit. Dafür ist man als Europäer hier eine kleine Besonderheit und wird oft, vor allem von jüngeren, mit "Hello"(oder ähnlich) gegrüßt.
Der Verkehr ist hier auch recht vietnamesisch, aber im allgemeinen nicht so schlimm wie in Hanoi oder Ho-Chi-Minh City.
Für Touristen, die in kurzer Zeit viel sehen wollen und keine Vietnamesischkenntnisse mitbringen, ist Hai Phong vielleicht ungeeignet. Wer aber etwas Zeit mitbringt und neben Sehenswürdigkeiten auch eine Stadt entdecken will, dem kann ich Hai Phong durchaus empfehlen.






Samstag, 8. Februar 2014

Land und Leute (3)

Die Tage hier neigen sich dem Ende zu und es wird Zeit, ein paar gemachte Versprechen einzulösen. Deshalb hier der versprochene Beitrag zum Thema Verkehr.


1) Verkehrsmittel:

Das Hauptverkehrsmittel hier sind die "Scooter"(die Vietnamesen sagen Xe My), motorisierte Zweiräder, die zwar wie Motorroller aussehen, jedoch deutlich mehr Power haben (ich schätze equivalent zu 125ccm oder besser). Diese dürfen mit zwei schweren oder drei leichten Personen belastet werden, werden aber häufig über dieses Limit hinaus besetzt oder auch gerne sehr gewagt beladen.
Autos sind hier seltener, was auch daran liegt, dass sie wegen Sondersteuern etc. das Doppelte (oder mehr) dessen kosten, was man bei uns dafür bezahlt. Natürlich kommt dann auch hinzu, dass die durchschnittlichen Einkommen weit unter dem liegen, was bei uns normal ist. Ein weiterer Grund, sich mit einem Scooter zufrieden zu geben.
Fahrräder sind recht selten und vor allem die früher häufigen Cyclos (im Bild unten rechts), die früher als Personentransportmittel gängig waren, sind selten geworden und dienen außerdem häufig anderen Zwecken (Lastentransport etc.). Häufig jedoch sind inzwischen Elektrofahrräder, und das ist kontrovers. Sie sind praktisch, leise und ähnlich schnell wie die Scooter. Weil es jedoch Fahrräder sind, dürfen alle, insbesondere Kinder, sie fahren. Das führt dazu, dass im Innenstadtverkehr ein guter Anteil der Verkehrsteilnehmer Schüler auf dem Weg von der oder zur Schule sind. Das bedeutet ein erhebliches Gefahrenpotential für die Kinder. Ich muss aber gestehen, dass man nicht wirklich einen Unterschied zwischen erwachsenen Scooterfahrern und jugendlichen Elektroradlern merkt.
Lastkraftwagen sieht man im Stadtverkehr auch nicht oft, zudem sind viele der hisigen Modelle deutlich kleiner als die europäischen Gegenstücke im Stadtverkehr. Am Stadtrand und auf den Landstraßen findet man dann das gegenteilige Bild: Viele lange LKW, die zumeist 4 Achsen (2 vorne, 2 hinten) haben und "ein Fahrzeug" sind, aber auch die uns bekannte Kombi Zugmaschine + Anhänger, dann aber min. 6 Achsen.
Schließlich gibt es auch Busse, vornehmlich als Verkehrsmittel zwischen den Städten (statt innerhalb). Diese sind wegen ihrer rücksichtslosen Fahrweise gefürchtet und gelten als Monster der Straßen. Will man innerhalb der Stadt ohne eigenes Fahrzeug von A nach B kommen, ruft man ein Taxi. Taxis/Taxen sind in Vietnam sehr erschwinglich und bieten zusätzliche Vorteile: Der Fahrer ist ortskundig und trägt zudem die Verantwortung im Verkehr. Touristen sollten trotzdem aufmerksam sein, es gibt verschiedene Tricks für Taxifahrer, an Touristen mehr zu verdienen.


2) Verkehrssituation:

Oft wird der Verkehr in Vietnam, insb. in den Großstädten sehr blumig beschrieben und es klingt sehr stark aufgetragen. Nach meiner Beobachtung kann man bei der Beschreibung gar nicht blumig genug werden. An sich gibt es Regeln und Vorschriften wie bei uns, aber wer sie befolgt wird schnell zum Verkehrshindernis. Stattdessen gibt es eine Regel: Es gibt keine Regel. Man hält sich an grobe Richtlinen und versucht, irgendwie durchzukommen. Dazu nutzen die Vietnamesen, und das ist sehr normal hier, die Gegenfahrspur (auch wenn sie weniger frei ist) oder, mit Scootern, die Fußwege. Lücken im Verkehrsfluss werden von Scootern umgehend aufgefüllt. Die Hupe ist ein allgemeines Kommunikationsmittel und wird aus vielfältigen Gründen betätigt:
  • Um an Kreuzungen oder schlecht einsehbaren Stellen auf sich aufmerksam zu machen
  • Um überhaupt auf sich aufmerksam zu machen
  • Um vorausfahrende Fahrzeuge über einen Überholungswunsch zu informieren (gemeinsam mit Lichhupe und Fernlicht)
  • An roten Ampeln um anderen Wartenden zu signalisieren, dass die Ampel gleich grün wird
  • Um seinem Ärger Luft zu machen 
  • Aus Langeweile
Bei einem Kreisverkehr fährt man dann auch nicht im Kreis, sondern auf möglichst direktem Weg zu der Ausfahrt, zu der man möchte. Allerdings wird die Insel in der Mitte dennoch meist rechts passiert. Das führt dazu, dass man plötzlich Fahrzeuge aus allen Richtungen auf das Eigene zufahren sieht. Mir hat das auch als nicht-fahrender Insasse unbehagen bereitet, man gewöhnt sich aber daran.
Der Trick ist: Man bewegt (wie) sich in einem Schwarm. Man versucht nicht, das Gesamtgeschehen zu Überblicken, sondern man achtet auf das direkte Umfeld und nähert sich dem Ziel.


3) Tempolimits und Autobahnen:

Innerorts sind 40km/h erlaubt, außerorts selten mehr als 80km/h und das Limit wird stets explizit angegebenKeine Straße hier kommt einer Autobahn, wie wir sie kennen, nahe. Das Naheste sind die besseren Landstraßen, die so ähnlich sind wie schlechtere Landstraßen bei uns. Man sollte aber auch nicht erwarten, unsere Standards überall vorzufinden. Eine Alternative könnte die Eisenbahn sein, doch die ist in Vietnam eine Schmalspurbahn, die etwas in die Jahre gekommen, mit 60km/h ihren alten Schienen folgt. Wer es eiligt hat, reist im Flugzeug. Wenn möglich.


4) Fazit:

Für Touristen:
In Vietnam werden ausländische Führerscheine, auch der internationale Führerschein, nicht anerkannt. Und das ist gut so, denn für den vietnamesischen Verkehr braucht man unbedingt lokale Fahrerfahrung und ein gewisses Verständnis. Dabei kommt man jedoch um professionellen Fahrunterricht nicht herum. Ungeübte Fahrer, insb. Touristen, setzen sich sonst nicht nur großen Gefahren aus, sie werden selbst zu einer enormen Gefahr. Ich kann nur davon abraten, ohne training selbst am Verkehr teilzunehmen. Doch die Einheimischen bieten auf der Straße alle paar Meter Touristen ihren Scooter zur Miete an. Die Polizei, d.h. die Verkehrspolizei ist hier verhältnismäßig machtlos und kaum ausgestattet. Wird überhaupt jemand zur Kontrolle herangewunken, kann man es in der Regel ignorieren ("Hab' ich nicht gesehen"), eine Verfolgung ist unwahrscheinlich. Zudem geben die Beamten schnell auf, wenn die Sprache zu einem großen Hindernis wird ("Ich spreche leider kein Vietnamesisch. Blablablablabla"). Meinen die Beamten es jedoch wirklich ernst, kann es richtig teuer werden. In solchen Fällen ist es meist von Vorteil, wenn man seine "Strafe"gleich vor Ort zahlen kann. Übrigens: Die Helmpflicht nehmen die Beamten sehr ernst und die Strafe ist gar nicht so gering. Was hier als Helm durchgeht, ist oft kaum mehr als eine kopfgroße Plastikschale.


Allgemein:
Es ist schwierig, die Situation auf Bildern festzuhalten, besonders, wenn man es nicht mit Aufwand darauf anlegt. Interessierten kann evtl. mit der Bildersuche von Google geholfen werden, wobei ich finde, dass die direkte Erfahrung kaum zu ersetzen ist. Meiner Meinung nach ist der vietnamesische Verkehr ein Fall für das Unesco Weltkulturerbe. Und eines muss man ihm lassen: Er ist verdammt effizient. Die Fahrbahnfläche wird sehr gut ausgenutzt und Staus sind selten. (Wenn sie aber auftreten wird es meist haarig). Leider ist die Kehrseite der Medallie eine hohe Zahl an Unfällen und entsprechend Unfalltoten. Es wurde viel unternommen, die Situation zu verbessern, aber das System ist so kompliziert und die Leute so daran gewöhnt, dass es bisher nicht erfolgreich war. Eine Besserung brachte zwei Verschlechterungen oder es gab gar keine Wirkung. Ich wüsste auch nicht, wie man hier einen sukzessiven Wandel schaffen könnte, und ich bin mir auch nicht sicher, ob das sinnvoll wäre. Man sollte sich aber klar sein, worauf man sich einlässt, wenn man in Vietnam aktiv am Verkehr teilnehmen will.

Edit: Korrektur zum Thema Tempolimits.

Fazit Hanoi (vs. Saigon)

Etwas spät gibt es jetzt einen Kommentar zu Hanoi als Reiseerfahrung.
Hanoi ist die Hauptstadt Vietnams und neben Ho-Chi-Minh City (Saigon) im Süden eines der zwei Zentren in Vietnam. In Kontrast zu letzterer ist Hanoi aber deutlich enger (schmalere Straßen, weniger Zwischenräume, etc.) und chaotischer, insbesondere was den Straßenverkehr angeht.
Die Städte sind sich jedoch, was die bunte Mischung an Farben, Architektur und Beschaffenheit angeht, (meiner Meinung nach) sehr ähnlich. In beiden Städten erkennt man auch das Charakteristische vietnamesischer Großstädte: Trotz der großen Einwohnerzahl gibt es verhältnismäßig wenige Hochhäuser und große Gebäudekomplexe, sondern viele schmale Häuser mit etwa 5 Etagen und meist einem kleinen Laden im Erdgeschoss. Dadurch nehmen die Städte viel Fläche ein und wirken nicht so erdrückend groß.

Hanoi ist, wie es selbst stolz sagt, seit 1000 Jahren die Hauptstadt Vietnams. Doch zu Zeiten des geteilten Vietnams (Nord- und Südvietnam) war auch Saigon eine Hauptstadt bis es vom Norden erobert und in Ho-Chi-Minh City umbenannt wurde. Heute haben sich beide Städte gewissermaßen spezialisiert: Während in Hanoi die Politik sitzt und sehr viele historische und kulturelle Sehenswürdigkeiten beheimatet sind, ist Ho-Chi-Minh City das Zentrum für Industrie und Handel. Entsprechend sagt man, dass Ho-Chi-Minh City liberaler ist, moderner und aktueller, und dass man auch ohne Beziehungen erfolgreich sein kann. Hanoi gilt als konservativ und Beziehungen haben hier großen Wert. Und schließlich sagt man auch hier, wie in Europa, im Norden sind die Leute etwas kühler, im Süden lebensfroher.

Als Tourist wäre mir vieles, von dem oben gesagten, unzugänglich. Vielleicht merkt man noch, dass die Hanoier etwas wortkarger sind und deutlich weniger Leute Englisch sprechen können. Allerdings muss man sich ein wenig bemühen von den Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten der Stadt zu erfahren oder sie zu finden. Ich zumindest finde, dass sie nur verhältnismäßig dezent beworben werden.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Hanoi bei einem Vietnambesuch nicht fehlen darf, man aber auch nicht zu viel erwarten sollte. Wer sich vorher informiert, was es gibt, kommt auf seine Kosten, wer kein Vietnamesisch kann und auch niemanden hat, der aushelfen kann, könnte Schwierigkeiten haben. Das gilt aber eigentlich für ganz Vietnam.